Ist es haram, einen bösen Blick zu tragen?

Das Konzept des bösen Blicks, in vielen Kulturen als „Nazar“ bekannt, übt seit langem eine Quelle der Faszination und Besorgnis für Menschen auf der ganzen Welt aus. Es wird angenommen, dass es sich um einen böswilligen Blick handelt, der denen, die sein Ziel sind, Schaden oder Unglück bringen kann.

Um diese wahrgenommene Bedrohung abzuwehren, wurden verschiedene Schutzsymbole und Amulette geschaffen und von Einzelpersonen in verschiedenen Gesellschaften getragen.

Die Frage, ob es Haram (verboten) ist, diese Schutzsymbole im Islam zu tragen, ist Gegenstand von Debatten und Diskussionen. In diesem Artikel werden wir die islamische Perspektive auf das Tragen des Symbols des bösen Blicks untersuchen, die unterschiedlichen Standpunkte innerhalb der muslimischen Gemeinschaft untersuchen und nach einem tieferen Verständnis dieses komplexen Themas suchen.

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Die zentralen Thesen

  • Das Tragen des bösen Blicks als Talisman oder Amulett zum Schutz gilt im Islam als Haram (verboten). Es widerspricht dem Glauben an die Einheit Allahs und impliziert, dass man auf etwas anderes als Allah vertraut.
  • Der Koran und die Hadithe geben diesbezüglich Hinweise und verurteilen die Abhängigkeit von Amuletten und die Verbindung von Partnern mit Allah.
  • Der Schutz vor dem bösen Blick sollte durch den Glauben an Allah, das Rezitieren bestimmter Verse aus dem Koran, das Beten und das Suchen von Zuflucht bei Allah erfolgen.
  • Ruqyah, bei dem bestimmte Verse aus dem Koran rezitiert werden, gilt als Sunnah-Methode zum Schutz vor dem bösen Blick.
  • Im Islam werden verschiedene Praktiken empfohlen, um sich vor dem bösen Blick zu schützen, darunter das Rezitieren bestimmter Du’as, das Rezitieren bestimmter Suren, die Suche nach Zuflucht für Kinder, das Beten um Segen und das Vertrauen auf Allahs Schutz.
  • Die Verwendung von Amuletten zur Abwehr des bösen Blicks ist unter Gelehrten umstritten. Einige halten sie für zulässig, solange anerkannt wird, dass der ultimative Schutz allein von Allah kommt, während andere es für einen Akt des Schirk oder Polytheismus halten.

Was ist ein böser Blick?

Das Konzept des „bösen Blicks“ (al-‘ayn auf Arabisch) ist ein Aberglaube, der in verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt existiert. Im Kontext des Islam wird angenommen, dass der Böse Blick eine Form schädlicher spiritueller oder metaphysischer Energie ist, die eine Person absichtlich oder unabsichtlich durch einen böswilligen Blick auf eine andere Person projizieren kann. Es wird angenommen, dass dieser Blendeffekt der Person, auf die er gerichtet ist, Unglück, Krankheit oder allgemeines Unglück bringt.

Der Glaube an den Bösen Blick ist nicht Teil der islamischen Lehre, die aus dem Koran abgeleitet ist, wird aber in den Hadithen, den Sammlungen von Aussprüchen und Taten des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm), ausführlich diskutiert.

Die islamische Tradition erkennt die Existenz des Bösen Blicks an und betrachtet ihn aufgrund bestimmter Hadithe als reales Phänomen. Dort soll der Prophet Muhammad gesagt haben, dass der Böse Blick real sei, und seinen Anhängern geraten haben, zum Schutz bestimmte Verse aus dem Koran zu rezitieren.

Beispielsweise können Muslime die letzten beiden Kapitel des Korans, Sure Al-Falaq und Sure An-Nas, rezitieren, um Zuflucht vor verschiedenen Arten von Schaden zu suchen, einschließlich des Einflusses des Bösen Blicks.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Bitten (Duas) und Praktiken, die vom Propheten Muhammad empfohlen wurden, um Schutz vor dem bösen Blick zu suchen, wie zum Beispiel das Sagen von „Masha Allah“ (bedeutet „Was Allah gewollt hat“), wenn man jemanden oder etwas lobt oder bewundert, um sich abzuwehren jeglichen möglichen Schaden.

Ist es haram, einen bösen Blick zu tragen?

Im Islam gilt das Tragen des bösen Blicks als haram (verboten). Dieser Glaube basiert auf den Prinzipien des Tawheed, der die Einheit Allahs betont und dass Er der Einzige ist, der es wert ist, angebetet zu werden.

Das Tragen des bösen Blicks, der oft als Talisman oder Amulett zum Schutz vor Unglück eingesetzt wird, widerspricht diesem Grundglauben. Es bedeutet, auf etwas anderes als Allah zu vertrauen, was im Islam nicht zulässig ist.

Der Koran und die Hadithe, die Hauptquellen der islamischen Lehren, bieten hierzu Orientierung. Der Koran erwähnt, dass diejenigen, die Magie praktizieren, keinen Anteil am Jenseits haben werden, und dass das Tragen eines bösen Blicks als eine Form der Magie gilt. Es stellt eher ein Vertrauen auf abergläubische Praktiken als einen Glauben an Allah dar. Darüber hinaus verurteilt der Koran die Praktizierenden der Magie und diejenigen, die ihnen folgen.

Auch die Hadithe, die aufgezeichneten Aussagen und Taten des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm), befassen sich mit diesem Thema.

In einem Hadith wird erwähnt, dass der Prophet zu Ruqyah, der Frau von Abd-Allaah ibn Mas’ud, sagte: „Amulette sind Shirk (Partner Allahs).“

In einer anderen Überlieferung erklärte er: „Wer ein Amulett trägt, hat Schirk begangen.“ Diese Aussagen verdeutlichen, dass das Vertrauen auf Amulette, einschließlich des bösen Blicks, mit Shirk gleichgesetzt wird, einer schweren Sünde im Islam, da es darum geht, auf etwas anderes als Allah zu vertrauen.

Die islamische Sichtweise auf den bösen Blick selbst (nicht das Amulett) ist, dass es sich um ein reales Phänomen handelt. Es bezieht sich auf Schaden, der durch den neidischen Blick einer Person auf eine andere Person verursacht wird. Das Konzept besagt, dass es Schaden anrichten kann, wenn eine Person aus Neid auf etwas mit bösen Absichten schaut.

Der Schutz vor dem bösen Blick sollte jedoch durch den Glauben an Allah erfolgen, nicht durch Amulette oder Talismane. Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) empfahl, Ruqyah (Beschwörungsformeln) zu rezitieren, um sich vor dem bösen Blick zu schützen, Gebete zu verrichten und Zuflucht bei Allah zu suchen. Dieser Ansatz steht im Einklang mit den islamischen Prinzipien des Vertrauens auf Allah allein.

Ruqyah für den bösen Blick: Ist es eine Sunnah-Methode?

Ruqyah gegen den bösen Blick gilt gemäß den islamischen Lehren als Sunnah-Methode. Ruqyah ist eine Praxis zur Behandlung von Krankheiten, einschließlich des bösen Blicks, durch Koranverse und Anrufungen, wie vom Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) vorgeschrieben. Diese Methode beinhaltet das Rezitieren bestimmter Verse aus dem Koran und wird in der islamischen Tradition als Heilmittel gegen den bösen Blick, Magie und andere Formen des Schadens anerkannt.

Der Prophet Muhammad selbst rezitierte die Ruqyah zu seinem Schutz, und einige seiner Gefährten praktizierten die Ruqyah auch für sich. Dies etabliert die Praxis als Sunnah, was bedeutet, dass es sich um eine empfohlene Handlung handelt, die auf den Traditionen des Propheten basiert.

Darüber hinaus sind die letzten drei Suren des Korans besonders für ihren starken Schutz vor Neid, bösen Blicken, Magie und Dschinn bekannt. Es ist eine Sunnah, diese Suren dreimal morgens und abends, dreimal vor dem Schlafengehen, einmal nach jedem Salah (Gebet) und wenn man krank ist, zu lesen. Diese Ruqyah-Methode wird als eine Möglichkeit angesehen, göttlichen Schutz und Heilung anzurufen.

In einem spezifischen Hadith, der von Asma bint Umays überliefert wurde, fragte sie den Propheten, ob sie Ruqya für die Söhne von Jafar rezitieren sollte, die vom bösen Blick betroffen waren. Der Prophet bestätigte diese Praxis und wies darauf hin, dass der böse Blick der böse Blick sein könnte, wenn irgendetwas den göttlichen Beschluss übertreffen könnte. Dies unterstützt weiter die Legitimität und Bedeutung der Ruqyah innerhalb der islamischen Lehren als Mittel, um den Auswirkungen des bösen Blicks entgegenzuwirken.

Welche Möglichkeiten gibt es, sich vor dem bösen Blick zu schützen?

Im Islam werden verschiedene Praktiken empfohlen, um sich vor dem bösen Blick zu schützen. Diese Praktiken basieren auf islamischen Lehren und Hadithen und betonen das Vertrauen auf Allah als Schutz. Hier sind einige der wichtigsten Methoden:

  1. Rezitation spezifischer Du’as: Spezifische Du’as (Bittgebete) wie „A’udhu bi kalimat-illah il-tammati min sharri ma khalaq“ und „A’ udhu bi kalimat-illah il-tammati min ghadabihi wa ‘iqabihi, wa min sharri ‘ibadihi wa min hamazat al-shayatini wa an yaadroon“ werden zum Schutz vor dem bösen Blick empfohlen.
  2. Rezitation von Al-Mu’awwidhatayn und Sure Al-Ikhlas: Al-Mu’awwidhatayn bezieht sich auf die letzten beiden Kapitel des Korans, Sure Al-Falaq und Sure An- Naas. Diese werden zusammen mit der Sure Al-Ikhlas zum Schutz rezitiert. Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) empfahl, diese Suren dreimal morgens und abends zu rezitieren, um sich vor allem Übel zu schützen.
  3. Zuflucht für Kinder suchen: Es wird empfohlen, Zuflucht für Kinder mit den Worten zu suchen: „Ich suche Zuflucht für euch beide bei den vollkommenen Worten Allahs, vor jedem Teufel und jedem.“ giftiges Reptil und vor jedem bösen Blick“, wie es der Prophet Muhammad für seine Enkel Al-Hasan und Al-Husayn tat.
  4. Um Segen beten: Immer wenn Sie etwas oder jemanden sehen, den Sie bewundern, empfiehlt es sich, um Segen für ihn zu beten. Diese Praxis basiert auf dem Rat des Propheten, um Segen zu beten, um Schaden durch den bösen Blick zu verhindern.
  5. Sagen „Mashaa’Allah laa quwatta illaa billaah“: Obwohl dieser Satz nicht direkt mit dem Schutz vor dem bösen Blick zusammenhängt, wird er oft verwendet, wenn man etwas oder jemanden bewundert, um das alles anzuerkennen Kraft und Stärke kommen von Allah.
  6. Sunnah zur Behandlung studieren: In Fällen, in denen jemand bereits vom bösen Blick betroffen ist, ist es wichtig, die Anweisungen der Sunnah zur Behandlung zu befolgen. Dazu gehört das Rezitieren bestimmter Verse und Bitten (Ruqyah) und, wenn die Person bekannt ist, die den bösen Blick verursacht hat, die Bitte, sich zu waschen und das Wasser über die betroffene Person zu gießen.

Diese Praktiken unterstreichen die Bedeutung des Glaubens und des Vertrauens in Allah, der Suche nach Seinem Schutz und der Befolgung der Lehren des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm), um sich vor dem bösen Blick zu schützen.

Ist es zulässig, Amulette zu verwenden, um den bösen Blick abzuwehren?

Die islamische Sicht auf die Verwendung von Amuletten zur Abwehr des bösen Blicks ist unterschiedlich und unter Gelehrten umstritten. Einige wichtige Punkte aus verschiedenen Perspektiven sind:

  1. Verbot basierend auf Hadith: Ein von ‘Uqbah ibn ‘Amir überlieferter Hadith weist auf eine starke Haltung gegen die Verwendung von Amuletten hin. Der Prophet Muhammad (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) soll gesagt haben: „Wer ein Amulett trägt, möge Allah seine Bedürfnisse nicht erfüllen, und wer auch immer eine Muschel trägt, möge Allah ihm keinen Frieden schenken.“ Dieser Hadith deutet eine klare Ablehnung der Verwendung von Amuletten an.
  2. Zulässigkeit mit Bedingungen: Einige Quellen deuten darauf hin, dass die Verwendung von Ta’wizes (Amuletten) als Schutzmittel zulässig ist, solange der Benutzer erkennt, dass der ultimative Schutz gewährleistet ist Allah allein. Diese Ansicht wird durch Berichte von frühen Muslimen und Gefährten im Musannaf von Imam Abu Bakr ibn Abi Shayba gestützt.
  3. Gilt als Shirk (Polytheismus): Nach einigen islamischen Lehren gilt die Verwendung von Amuletten als Akt des Shirk oder Polytheismus. Dies liegt daran, dass man sich zum Schutz auf etwas anderes als Allah verlassen kann. Dieser Standpunkt wird durch eine Ibn Mas‘ood zugeschriebene Aussage gestützt, in der der Prophet erklärt haben soll, dass Zaubersprüche, Amulette und ähnliche Praktiken Formen des Schirk seien.
  4. Ungültig gemacht durch die Scharia (islamisches Gesetz): Eine andere Perspektive ist, dass die Verwendung von Amuletten zum Schutz, selbst wenn sie Wörter aus dem Koran enthalten, nach islamischem Recht nicht gültig ist. Diese Ansicht besagt, dass Amulette unabhängig von ihrer Zusammensetzung verboten sind.
  5. Kleiner Akt des Schirk und große Sünde: Eine andere Interpretation besagt, dass der Glaube, ein Amulett könne vor dem bösen Blick oder Dschinn schützen, als kleiner Akt des Schirk und als große Sünde angesehen wird. Diese Perspektive betont, dass der Schutz nur von Allah kommt und dass es nicht im Einklang mit den islamischen Lehren steht, sich für solche Zwecke auf Amulette zu verlassen.

Häufig gestellte Fragen

1. Was sollten Sie im Falle des bösen Blicks vermeiden?

In verschiedenen Gesellschaften sind verschiedene kulturelle Praktiken entstanden, um den bösen Blick abzuwehren. Zu diesen Praktiken gehören das Aufhängen von Hufeisen, die Verwendung von schwarzen und weißen Perlen, das Aufhängen von Zitronen- und grünen Chilischoten sowie das Verbrennen roter Chilischoten. Obwohl diese Praktiken oberflächlich betrachtet harmlos erscheinen mögen, fehlen ihnen oft logische Erklärungen und sie haben keine Grundlage in den islamischen Lehren. Die Verwendung dieser Praktiken oder Heilmittel zur Abwehr des bösen Blicks verstößt gegen den islamischen Glauben und kann zum Scheuen führen. Es ist wichtig, solche Praktiken zu vermeiden und sich auf echte islamische Schutzmethoden zu konzentrieren.

2. Ist es falsch zu glauben, dass dir jemand „Nazar“ gegeben hat?

In der islamischen Tradition ist es nicht falsch, sich Sorgen über den bösen Blick zu machen oder Schutz vor ihm durch Flehen und Gebete zu suchen. Allerdings kann es zu unangemessenem Aberglauben führen, Unglück ausschließlich dem bösen Blick zuzuschreiben, ohne natürliche Ursachen zu berücksichtigen oder geeignete Maßnahmen zur Problembewältigung zu ergreifen. Es ist wichtig, eine ausgewogene Perspektive beizubehalten und sich zum Schutz auf die Lehren des Islam zu verlassen und gleichzeitig anzuerkennen, dass nicht alles Negative eine Folge des bösen Blicks ist.

3. Gibt es eine korrekte Möglichkeit, Nazar von einem Kind zu entfernen?

Die islamische Tradition schlägt mehrere Möglichkeiten vor, Kinder vor dem bösen Blick zu schützen. Eltern können zum Schutz ihrer Kinder bestimmte Verse aus dem Koran rezitieren, beispielsweise Ayat al-Kursi (Sure Al-Baqarah, 2:255) und Sure Al-Falaq (Sure 113). Darüber hinaus wird empfohlen, für ihr Wohlergehen Bittgebete zu sprechen und bei Allah Zuflucht zu suchen. Auch die Aufrechterhaltung eines starken Glaubens, regelmäßige Gebete und gute Manieren gelten als Schutzmaßnahmen.

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Written By Nazim Almasi

Nazim Almasi ist Islamwissenschaftler, Autor und externer Berater bei Renewable Energy Maldives. Er schreibt über islamische Finanzen, Lebensmittel und Halal-Ernährungsrichtlinien.

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